Diese Feedback-Methode eignet sich besonders gut, um differenzierte, reflektierte, individuelle Rückmeldungen einzuholen.
Jede/jeder Lernende bekommt einen gewöhnlichen Wollfaden. Mit diesem Faden sollen Gefühle, Eindrücke und wichtige Lernschritte während eines längeren Lernprozesses oder einfach während der letzten Unterrichtseinheit nachgelegt werden. In dieser Phase bekommen die Lernenden genug Zeit, um ihren eigenen Lernprozess noch einmal durchzugehen, zu reflektieren und die Erkenntnisse mit dem Wollfaden kreativ dazustellen. Besonders bei jüngeren Lernenden mit wenig Reflexions-Erfahrung ist es wichtig, einzelne Abschnitte des Lernprozesses noch einmal gemeinsam zu besprechen und vielleicht auch zu visualisieren, damit die Lernenden dann im kreativen Prozess darauf zurückgreifen können. Außerdem kann es hilfreich sein, während der Anleitung der Methode verschiedene Möglichkeiten anzubieten, den Faden aufzulegen: Liegt der Faden zum Beispiel zu Beginn flach und steigt am Ende an, kann das bedeuten, dass es im Laufe des Prozesses immer interessanter wurde und mehr Spaß gemacht hat, liegt der Faden in Wellen, gab es evtl. einschneidende Höhen und Tiefen, oder wurde der Faden kreuz und quer gelegt, dann war der/dem Lernenden vielleicht etwas unverständlich oder der Prozess wurde als unstrukturiert wahrgenommen.
Bei der Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernen können ganz unterschiedliche Bilder im Kopf entstehen - für eine Person bedeutet eine Kurve nach unten vielleicht einen „Durchhänger“, für eine andere kann das eine Rutsche symbolisieren, bei der das Lernen wie von selbst und mit viel Spaß passiert ist. Deshalb ist es nötig, für die zweite Phase dieser Methode, bei der das entstandene Muster erklärt wird, genügend Zeit einzuplanen.
Diese Phase kann im Plenum erfolgen, was ein gutes Klassenklima und eine offene Kommunikationskultur voraussetzt und viel Zeit in Anspruch nimmt. Diese Variante eignet sich gut, um Feedback zu einer bestimmten Unterrichtseinheit einzuholen. Die zweite Möglichkeit ist besonders für die Rückmeldung zu längeren Lernprozessen geeignet: die Interpretation des gelegten Wollfadens erfolgt mit den Lernenden einzeln in einem individuellen Lerngespräch. Die Erklärung des persönlichen Musters kann auch im Rahmen eines KEL- oder Bewertungs-Gesprächs im Beisein der Eltern erfolgen.
Diese Methode geht weit über die Reflexion des Unterrichts hinaus. Reflektiert wird auch das eigene Lernverhalten, weshalb sich die Methode besonders gut für Einzelgespräche und die Visualisierung für die Lernenden selbst eignet. Der/die Lehrende könnte bei Wahrnehmungen von Aufs und vor allem Abs nachfragen und so eventuell nicht Verstandenes erfahren. Diese Methode kann auch genutzt werden, um einen Lernprozess im Vorhinein zu planen, danach zu reflektieren und die Ergebnisse der beiden Zeitpunkte zu vergleichen.
Variante: Der Faden kann auch auf ein Papier geklebt werden, um das Muster aufheben zu können. Alternative zum Faden kann auch eine Linie gezeichnet werden. Ältere Lernende können ihre persönlichen Erklärungen auch schriftlich festhalten.